Die Digitalisierung in Städten und Gemeinden schreitet nur langsam voran – so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter mehr als 1.000 Bürgermeistern aus ganz Deutschland. Aus Sicht der Hauptverwaltungsbeamten bliebt unter der abgelösten Ampelregierung eine spürbare Digitalisierungsoffensive aus. Positiv bewertet wurden jedoch steigende IT-Budgets sowie die Einführung moderner IT- und KI-Lösungen.
Der Softwareanbieter Meister und die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH haben im Zeitraum vom 14.02.2025 bis 03.03.2025 eine repräsentative Umfrage unter 1.047 Bürgermeistern in Deutschland unter dem Titel „Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung“ durchgeführt. Die einhellige Meinung: Am Nutzen einer immer umfassenderen Digitalisierung von Verwaltungsleistungen und -prozessen gibt es unter den Bürgermeistern keinen Zweifel mehr. Im Gegenteil, das Tempo der Digitalisierung ist dem Großteil der Befragten deutlich zu langsam.
Bei der Umfrage kam auch die gescheiterte Ampelregierung schlecht weg: Obwohl diese vor Regierungsantritt eine neue Digitalisierungsdynamik zum Ziel gesetzt habe, waren 78 % der Befragten der Auffassung, dass sie keine geeigneten Rahmenbedingungen für die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung geschaffen hat.
Der Stand der Digitalisierung
Insgesamt fast ein Drittel der Befragten erachtete den Grad der Digitalisierung der Verwaltung ihrer Stadt oder Gemeinde als „nicht zufriedenstellend“ oder „unzureichend“. Hier besteht ein großes Delta zur tatsächlichen Erwartungshaltung. Denn während 97 % die Digitalisierung für die zukünftige Entwicklung ihrer Kommune als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ einstuften, bewerteten nur 14 % den derzeitigen Digitalisierungsgrad ihrer Verwaltung mit „gut“ oder „sehr gut“. Nach Schulnoten betrachtet lag der Durchschnittswert lediglich bei einer 4, also „ausreichend“.
Die größten Baustellen
Welche Hauptprobleme sehen die Bürgermeister? Laut der Umfrage zählen zu den größten Herausforderungen allen voran regulatorische Hindernisse (78 %) – etwa Datenschutzgesetze oder Vergabevorschriften –, gefolgt von unzureichender Finanzierung (65 %) und einem Mangel an Fachpersonal (54 %). Zusätzlich kritisierten die Befragten die fehlende politische Unterstützung sowie die unzureichenden digitalen Kompetenzen in den Behörden.
Positive Entwicklung: IT-Instrumentenkasten wächst
Die kommunalen Entscheider sehen allerdings auch Fortschritte – vor allem im Bereich neuer IT-Lösungen, die bereits eingeführt wurden oder kurz vor der Umsetzung stehen. So gaben 61 % der Befragten an, in den letzten drei Jahren mehrere neue Lösungen implementiert zu haben. Beim Einsatz von Software und digitalen Tools stand die Optimierung der Zusammenarbeit (59 %) ganz oben, gefolgt von Prozessautomatisierung (49 %) und Aufgaben- und Projektmanagement (22 %). Auch Künstliche Intelligenz (KI) rückt zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit: 46 % der befragten Bürgermeister planen, innerhalb der kommenden zwei Jahre KI-Anwendungen einzuführen oder entsprechende Schritte vorzubereiten – vor allem für die Dokumenten- und Prozessautomatisierung. In größeren Städten liegt der Anteil der KI-Nutzer sogar bei unglaublichen 100 %.
Mehr Geld – aber auch mehr Kosten
Auch hinsichtlich der finanziellen Mittel zeigte sich zunächst ein positiver Trend: Trotz der vorher beklagten restriktiven Haushaltsmittel berichteten über die Hälfte der Bürgermeister von insgesamt gestiegenen Budgets für Digitalisierungsprojekte in den vergangenen drei Jahren, vor allem in mittleren und großen Städten. In Zukunft würden rund 80 % der Hauptverwaltungsbeamten zusätzliche Mittel allen voran in Softwarelösungen investieren, gefolgt von IT-Fachpersonal (52 %) und neue Hardware (43%). Die Freude über höhere Finanzmittel war jedoch durch eine Reihe von einschränkenden Faktoren getrübt. Darunter fielen vor allem die hohen Kosten und Gebühren (70 %), Probleme bei der Integration in bestehende Systeme (66 %) sowie fehlende personelle Ressourcen (63 %).