Digitalisierung
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Digitale Infrastruktur als Standortfaktor

Ein strukturelle Problematik ist vielen ländlich geprägten Regionen gemein: Die mangelhafte (digitale) Infrastruktur. Dies ist insbesondere dann von großem Nachteil, wenn es um die Ansiedlung neuer mittelständischer Unternehmen geht, was für das wirtschaftliche Fortbestehen von kleinen Gemeinden überlebenswichtig ist.
Teilweise sind einige Privathaushalte bereits digitaler aufgestellt als so manches Unternehmen, zumindest was die Internet-Verbindung angeht.

Daher solle der Glasfaser-Anschluss so schnell wie möglich kommen, notfalls auch mit einer Sonderlösung, verspricht Michael Clivot, Bürgermeister der saarländischen Gemeinde Gersheim. „Das ist nicht nur ein Standortfaktor für die Bevölkerung geworden, sondern auch für die Wirtschaft. Wir müssen als Gemeinde diese strukturellen Nachteile […] in irgendeiner Form ausgleichen“, so Clivot. Dies könne zum einen durch günstigere Grundstückspreise geschehen, aber eben auch zum anderen durch das Schaffen einer entsprechenden digitalen Infrastruktur. So sollen im nächsten Jahr Schulen, Kindergärten, Privathaushalte und möglichst viele Unternehmen an das Gersheimer Glasfasernetz angeschlossen werden.

Glasfaser-Ausbau als Mittel der Zukunft?

Die Internet-Versorgung ist in vielen Ortschaften in Deutschland nicht optimal. Wenn die eigenen Kinder anfangen, des Öfteren für die Schule im „World Wide Web“ recherchieren zu müssen und man selbst nebenbei im Homeoffice arbeitet, stößt das heimische Internet schnell an seine Grenzen.
Dazu macht das Unternehmen „Deutsche Glasfaser“ folgendes Angebot für die Bürger der Stadt Perl (Saarland): Die Glasfaser-Anschlüsse werden umsonst verlegt, dafür unterschreiben die Haushalte einen Zwei-Jahres-Vertrag für Kommunikationsdienstleistungen. Wenn 40 Prozent der Gemeinde auf das Angebot eingehen, baut das Unternehmen aus.
Jedoch fällt die Beteiligung aktuell sehr verhalten aus: Nur 30 Prozent der Haushalte wollen Glasfaser. Die Bürger befürchten höhere Vertragspreise als bei der derzeit  genutzten Kupferdraht-Technologie. Ein Einwohner der Gemeinde Illingen bemängelt den Mangel an Information bzw. Aufklärung der Bürger hinsichtlich der genauen Abläufe des Projektes.
„Breitband wird in Zukunft […] ein Thema sein wie Gas, Wasser, Strom“, so Stefan Thul vom Zweckverband „EGO SAAR“. Wenn Neubaugebiete erschlossen werden, fragen die Leute nicht mehr unbedingt wo der nächste Kindergarten sei, sondern ob es dort breitbandige Anschlüsse gebe, so Thul weiter. „Die Themen haben sich einfach verlagert.“

Da präsent sein, wo die Leute sind

Wie können die eigenen Bürger besser erreicht werden? Diese Frage hat man sich in der Stadt Wadern im Herzen des Saarlandes gestellt – mit dem Ergebnis, dass die Kommunikation mit den Einwohnern über soziale Netzwerke wie etwa Facebook weitaus besser funktioniere als über das Amtsblatt, da so ein direkter Austausch mit den Bürgern möglich sei. „Als Medium steht es uns gut zu Gesicht, ganz nah dran zu sein [an den Bürgern; Anm. d. Verf.]“, so Bürgermeister Jochen Kuttler.
Auch den älteren Einwohnern wird hinsichtlich der Nutzung von moderner Technik unter die Arme gegriffen. Im sog. „Virtuellen Mehrgenerationenhaus“ wird ihnen von eigens dafür geschulten Referenten beigebracht, wie sie mit Tablets und dem Internet im Allgemeinen umgehen können – alles leicht verständlich. Dabei geht es v. a. darum, den älteren Menschen Berührungsängste zu nehmen. Die Teilnehmer empfinden dies als rundum positive Erfahrung. „Ich hatte noch kein Tablet gehabt und immer die Angst, dass ich da irgendwas falsch mache. Doch jetzt kann ich damit umgehen – das finde ich toll“, sagte eine Kursteilnehmerin.

Die konstante Problematik des klammen Haushalts

Es wurde die Beobachtung gemacht, dass in letzter Zeit wieder mehr jüngerer Menschen den Weg in die ländlichen Gebiete gegangen sind. So berichtet Stefan Kunz von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendler Land von einer Befragung im Dorf Hasborn-Dautweiler: Demnach zählten nicht nur „harte Standortfaktoren“ wie Autobahnanbindung, das Vorhandensein von Kitas etc. , sondern auch die Frage, wie sich das Alltagsleben in Sachen ehrenamtliche Tätigkeit, Vereine und Zusammengehörigkeit gestaltet. Demnach herrsche in dem Ort eine hohe Motivation, sich im Dorfleben mit einzubringen – das Soziale stehe im Fokus.

Doch genau diese jüngere Generation ist es, die für das tägliche Leben eine gute (digitale) Infrastruktur benötigt. Um entsprechende Digitalisierungsmaßnahen anzuschieben oder gar zur Vollendung zu bringen, bedarf es natürlich v. a. finanzieller Mittel –  Mittel, die die saarländischen Kommunen praktisch nicht von alleine aufbringen könnten, so Kunz. Im Saarland sei man daher gegenüber anderer deutscher Bundesländer klar im Nachteil und auf Förderprogramme angewiesen. Es komme dabei auf eine kluge Förderpolitik an.

Die ARD-Themenwoche mit dem Titel „Stadt.Land.Wandel“ beschäftigte sich eine Woche lang mit der Zukunft der städtischen und der ländlichen Regionen. Weitere Infos und Videos finden Sie auf https://www.ardmediathek.de/themenwoche/.

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