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„Smart Village“: Wie saarländische Kommunen mit Lebensmitteln versorgt werden

Im Zuge der ARD-Themenwoche vom 08. – 13.11.2021 warf das Magazin „Saarthema“ einen Blick auf die ländlichen Regionen im flächenmäßig viertkleinsten Bundesland der Bundesrepublik, wo es Kommunen gibt, in denen z. T. nicht einmal mehr Supermärkte von Montag bis Samstag geöffnet sind.

Um die Lebensmittelversorgung der Dörfer sicherzustellen, wurde 2018 das Projekt Smart Village ins Leben gerufen.
Das Prinzip: Bürgerinnen und Bürger bestellen die Lebensmittel, die sie brauchen, ganz bequem online, anstatt die teils einstündige Fahrzeit zum nächsten Geschäft auf sich zu nehmen. Das schont sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel.      
Die Bestellungen landen in der Smart Village-Zentrale in St. Wendel. Dort werden sie sortiert und elektronisch an die regionalen Partner bzw. Zulieferer weitergeleitet.        
Diese stellen wiederum die einzelnen Artikel in Kisten zusammen und ein Fahrer transportiert die Bestellungen dann anschließend zur Zentrale. Nun werden die Waren der verschiedenen Erzeuger zur Auslieferung an die Kunden neu sortiert. Damit die Bestellungen zugeordnet werden können, werden die Tüten, in der sich die Artikel befinden, mittels eines QR-Codes personalisiert.
Die Auslieferung der Bestellungen findet einmal pro Woche statt.

„Wir wollen nicht, dass in den Dörfern der einzige Treffpunkt der Friedhof ist“

Die Lebensmittel werden normalerweise nicht bis zur Haustür gebracht, sondern zentral im Dorf verteilt. Dies kann daher sehr austauschfördernd wirken, weil sich so zu den Lieferzeiten praktisch „der halbe Ort“ trifft. Man kommt also wieder mehr miteinander ins Gespräch, das Zusammengehörigkeitsgefühl wird dementsprechend gestärkt.      

Projektkoordinator Stefan Kunz erklärt die Motivation, die sich hinter dem Projekt verbirgt: „Immer mehr Kneipen machen zu oder die Läden haben zugemacht. Und wir wollen nicht, dass in den Dörfern der einzige Treffpunkt der Friedhof ist.“

Ein Ziel von Smart Village ist auch, derartige Modelle hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit zu untersuchen. Ganz ohne staatliche Hilfe wird es aber nicht gehen. „Wir werden immer unterversorgte Dörfer haben, wo es eine ‚Wirtschaftlichkeitslücke‘ gibt und da ist die Politik bereit, darüber zu diskutieren, dass man die ‚Wirtschaftlichkeitslücke‘ mit Fördermitteln […] auffüllt“, so Kunz weiter.

Das Projekt genießt auch bei den Bürgerinnen und Bürgern großen Zuspruch. „Ich müsste sonst für jeden Artikel irgendwo hinfahren“, so eine Anwohnerin Eiweilers, einem Ortsteil der Gemeinde Nohfelden. Gerade bei den aktuellen Benzinpreisen sei das eine gute Sache, das alles auf diesem Wege zu bekommen, so die Bürgerin weiter.

Diese Lebensmittellieferungen sind nur ein Mittel, um die Dorfgemeinschaft zu stärken. Zusätzlich gibt es eine Plattform namens „Dorffunk“, frei zugänglich für Jedermann. Dort sehe jeder, so die Ortsvorsteherin des Dorfes Eiweiler Sandra Jung, Neuerungen oder wichtige Mitteilungen, die das Dorfleben betreffen.

Moderne Computer-Technik und neue Ideen – ein guter Weg, um die Dörfer lebendig zu halten.

Die ARD-Themenwoche mit dem Titel „Stadt.Land.Wandel“ beschäftigte sich eine Woche lang mit der Zukunft der städtischen und der ländlichen Regionen. Weitere Infos und Videos finden Sie auf https://www.ardmediathek.de/themenwoche/.
Der Film, auf dem dieser Beitrag basiert, ist hier abrufbar.

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